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Spiele entwickeln und analysieren
Willkommen!
Wir wollen digitale Spiele entwickeln. Dazu werden wir klein anfangen, Zeichnen üben und mit analoger Erfahrung auf eine Game Engine umsteigen. Wir wollen auch Spielmechaniken und Konzepte unter die Lupe nehmen, um unsere Ideen besser zu verstehen.
Spieleprogrammierer(in) werden
In den letzten 20 Jahren habe ich hauptsächlich gelernt, wie Spiele entwickeln NICHT geht. Aus diesen Fehlern können wir lernen. Momentan halte ich Folgendes für wichtig:
- Spiele analysieren
- Prototypen basteln
- Kleinstprojekte veröffentlichen
Das Richtige üben
Ich dachte früher, programmieren zu können sei das Wichtigste um digitale Spiele zu entwickeln. Das ist falsch. Ja, ich bin der Typ Game Designerin der viel mit Code arbeitet. Trotzdem kann ich nur meine Ideen verwirklichen, wenn ich sie zu Papier bringen kann. Nicht nur weil Concept Art auch als Solo Spiele Entwickler sehr hilfreich ist, sondern weil es unglaublich mühsam ist auch nur einen Prototypen rund aussehen zu lassen wenn alles von irgendwo aus dem Internet zusammengeklaubt ist. Selbst wenn ein(e) Freund(in) genial zeichnen kann, willst du deine Begeisterung für Game Design nicht von ihm/ihr abhängig machen.
Übe zeichnen. Baue Maps und Level. Modde. Spiele.
Skripten oder programmieren lernen ist ein wichtiger Teil der Spieleentwicklung, aber eben nur ein Teil. Sobald Spiele über einfachste geometrische Formen hinausgehen wirst du mehr Zeit mit Zeichnen verbringen als mit programmieren, selbst wenn du beides gleich gut kannst oder wie ich lieber Spielmechaniken programmierst. Keine Spielmechanik kommt ohne Assets aus, aber viel Charme lässt sich allein durch Assets generieren. Selbst für 3D Assets kann man mit Knete, Fimo und Ton üben. Ein Gefühl für Texturen und Shader kannst du beim Bemalen von Spielfiguren bekommen. Analog anfangen zahlt sich aus.
Zu einem digitalen Spiel gehören Concept Art, Regeln, Partikel Effekte, Sound, Musik, Animationen, Level Design, Testen… und programmieren.
Erste Schritte
- Spiele verschiedener Medien und Genre spielen
- Pen & Paper RPGs wie Das Schwarze Auge oder Shadowrun
- Brettspiele wie Schach oder Mensch ärgere Dich nicht
- Digitale Spiele auf Handy, Computer und Konsole
- Schreibe eigene Regeln für vorhandenes (analoges) Spielmaterial
- Regeln grob skizzieren und mit anderen testen
- Feedback einarbeiten und weiter testen
- Regeln schick aufbereiten: als Faltblatt, Merkblatt oder Heftchen
- Anderen die Regeln in die Hand drücken und beim Spielen zuschauen, ohne etwas zu erklären
- Herzlichen Glückwunsch! Du hast viel über Game Design und Tester Feedback gelernt und ein eigenes Spiel entwickelt!
- Spezialbereich finden und regelmäßig vollständige Projekte abschließen
- Immer mehr Materialien selber malen / bauen / schreiben
- Klein halten! Dem Gefühl nach sollen die Projekte in einer Woche fertig sein können.
- Fertigstellen. Das letzte Aufpolieren des Spiels ist ein riesiger Stolperstein bei großen Projekten. Die kleinen Projekte, bei denen wir merken „Das hat Potential, das macht Spaß!“, eignen sich wunderbar um das letzte Drittel der Spielentwicklung zu üben.
Wir können und sollen auch die analogen Fähigkeiten üben und verfeinern, weil so viel mehr an Spielentwicklung dran ist als mit einer Game Engine umgehen zu können. Außerdem gibt uns das Gelegenheit um unseren Stil zu finden. Für die digitalen Spiele unsere Assets selbst zeichnen zu können, ohne diesen Teil neu lernen zu müssen, beschleunigt die Lernkurve enorm. Skizzen zu digitalisieren und am Computer nachzuzeichnen und zu colorieren ist unglaublich hilfreich auf dem Weg zu eigenen Animationen. Auch 3D Modellierung in Kombination mit einem 3D Drucker für eigene Spielsteine sind eine großartige Möglichkeit, den eigenen Stil zu finden. Bei vielen Computerspielen sind die 3D Modelle modbar. Aus dem selbst geschriebenen und gebastelten Anleitungsheft wird vielleicht ein gebundenes Büchlein oder ein schickes PDF mit einer selbst designten Schriftart, mit Erklär-Maskottchen und anderen passenden Schnörkeln und Feinheiten, die das Spiel abrunden und zugänglicher machen. Vielleicht traust du dich auch daran, ein kurzes Werbe Video zu drehen.
Es braucht viele verschiedene Fähigkeiten, um eine Spielidee zu realisieren. Die meisten davon können wir schneller und mit mehr Erfolgserlebnissen trainieren, wenn wir das Programmieren fürs Erste auf ein Minimum beschränken.
Und wir üben dadurch das Dran Bleiben.
Wenn wir digitale Spiele entwickeln wollen, dann müssen wir das jeden Tag zumindest ein bisschen machen. Ein paar Minuten sind immer drin. Bugs zu recherchieren kann oft Tage dauern und zermürbend unvorhersehbar sein, doch ein Item von der Liste zu zeichnen ist eine überschaubare Aufgabe. Halte deine tägliche Gewohnheit produktiv, indem du solche überschaubaren Aufgaben für schlechte Tage, stressige Wochen und katastrophale Monate findest. Und indem du auch an den unangenehmen Aufgaben arbeitest, bis sie gelöst sind.
Spiele programmieren
Das erste Minispiel soll so minimalistisch sein, dass es analog gebastelt werden kann. Vielleicht ist es ein vorhandenes Spiel, das Du nachprogrammierst. Je klarer und kleiner das Ziel, desto besser. Nur ein Level mit dem Kern-Feature.
Dazu ist es hilfreich, die Kern Idee in einem Mini Game Design Dokument festzuhalten. Wenn ich bei der Auflistung der benötigten Features auf Seite 3 lande, dann ist das Projekt viel zu groß und ich muss kleiner denken. Es spart Unmengen Zeit wenn ich das gleich ganz am Anfang beim Zusammenschreiben merke. Auf der Spiel Analyse Seite steht wie wir üben können, Ideen strukturiert aufzuschreiben.
Für die Umsetzung ist Unity mein momentanes Lieblingswerkzeug, das ich werdenden Spieleprogrammierern empfehle. Es gibt aber noch viele andere gute Game Engines. Auch wenn die gewählt ist führen viele Wege zu ersten Prototypen, in denen man etwas auf den Bildschirm bringt und damit interagiert. Mit 2D Pixel Art anzufangen hat mir geholfen. Was ist dein Stil?
Selbst wenn wir eine no-Code Engine wählen, werden wir früher oder später auf die Notwendigkeit stoßen, einem Computer erklären zu müssen was wir wollen. Ob ich das in Form von vorgefertigten / graphischen Bausteinen machen will oder ob ich die Freiheit einer Programmiersprache brauche muss jeder selbst entscheiden, aber kein Spieleentwickler kommt drum herum die Denkweise des Programmierens zu lernen. Auf der Programmier-Seite findest du einen groben Einstieg. Doch selbst in Unity, wo mit C# eine mächtige Programmiersprache verfügbar ist, lässt sich vorher mit vorgefertigten Komponenten eine schicke Szene zusammenklicken.
Ich selbst habe mit 12 Programmieren gelernt. Mit QBasic habe ich ein Kommandozeilen Zahlenraten geschrieben: Ein Zufallszahlengenerator, eine Texteingabe, eine Textausgabe, eine Schleife, fertig. Das zweite Projekt war ein graphisches Hangman Buchstabenraten. Seit Jahren kann sich jeder kostenlosen Webspace holen und solche Fingerübungen in html, PHP und/oder JavaScript schreiben. Welchen Einstieg du auch wählst, suche von Anfang an selbstständig nach Antworten auf deine Fragen. Das Internet ist voll davon. Einfaches Skripten reicht aus, um unser erstes digitales Spiel zu entwickeln, also machen wir es uns nicht unnötig schwer und halten die Idee klein und umsetzbar.
Legen wir los!
Ideen umsetzen
Wenn du dir nicht sicher bist, welche Ideen umsetzbar sind, dann suche dir ein kleines Spiel zum Nachprogrammieren. Nachmachen ist großartig zum Üben, aber nur ohne ein Tutorial zu benutzen. Auf Probleme selbst zu stoßen und selbst eine Lösung zu finden sind Fähigkeiten, die wir üben wollen. Nicht Code abzuschreiben. Ignorieren wir also die Schritt für Schritt Anleitungen so gut wie möglich und programmieren eine Kopie eines möglichst einfachen Spieles wie…
Die Spiel Idee, das du seit Jahren im Kopf weiter denkst, wird vermutlich fürs Erste zu komplex sein. Suche dir also eine Kernidee heraus und baue daraus ein Mini-Spiel!
Diese Idee kann eine Spielmechanik sein, es kann eine Story Struktur sein, eine technische Idee für besonders fließende Animationen, prozedural generierte Welten, eine selbstständige / evolvierende KI, oder eine künstlerische Aussage die du machen willst.
Eine eigene Idee auszuarbeiten bis sie als Spiel veröffentlicht wird, ist meiner Meinung nach genau das, was einen Spieleentwickler ausmacht. Darauf arbeiten wir hin. Größer werden die Ideen von selber, wir wollen üben sie zu realisieren.
Das heißt nicht, dass du dein Traum Spiel für 2 Jahre auf Eis legen musst. Anfangen ist wichtig! Ich empfehle dir nur, dass das erste Spiel deines Lebens so ein Mini Level ist, dass er nach ein oder zwei Wochenenden fertig ist. Wenn du mehr Zeit brauchst und es am Ende einen ganzen Monat dauert, dann ist das völlig ok. Das kostet nicht viel Zeit und lehrt uns alles was wir brauchen, um neben langwierigen Projekten immer wieder bei Game Jams mitmachen zu können. Wenn du nach diesem ersten Minispiel glaubst, dass du genug gelernt hast um mit deinem Traum Spiel zu beginnen, dann bitte mach das! Ich wünsche dir viel Glück!
Hilfreiche Inspirationen
- Indie Game Analysen: SplatterCatGaming
- Pixel Art Animationen: AdamCYounis
- Game Dev Tutorials: Lost Relic Games
- Game Design Allerlei: Extra Credits
- Programmier Antworten: Stack Overflow